Wie ein einfaches Leben auf 2.000 Metern uns die wahre Bedeutung von Zufriedenheit lehrt
Der Tag in den Himalayas beginnt früh. Während die Dorfbewohner bereits um 4:30 Uhr, kurz bevor die Sonne hinter den Gipfeln aufsteigt auf ihre Felder ziehen, liege ich noch eingewickelt unter der dicken Wolldecke. Die Wände meines Zimmers bestehen aus Stein, zusammengehalten von Lehm, Stroh und – ja, Kuhdung. Ein fantastischer Klebstoff und ein äußerst beliebtes Baumaterial hier in den Bergen.
Vor gut 2,5 Jahren haben mein Freund und ich uns in Urgam Valley, einem versteckten Tal auf ca. 2.100 Metern Höhe in den Himalayas, niedergelassen. Wir habe ein verlassenes Haus angemietet, nach traditioneller Art renoviert und zu einem ökologischem Homestay ausgebaut. Heute empfangen wir hier Reisende aus aller Welt, denen wir das Leben in der Natur durch Wanderungen und Yoga nahebringen.
Wir führen unsere Gäste durch die unberührten Wälder bis zu den Bergspitzen, von denen man atemberaubende Blicke auf das Himalaya-Gebirge hat. Dabei durchqueren wir bunte Dörfer und ermöglichen den Besuchern nicht nur intensive Einblicke in das Leben der Menschen hier, sondern auch direkte, persönliche Begegnungen mit ihnen.
Die Dorfbewohner leben nicht nur in der Natur, sondern auch im Einklang mit ihr. Sie sind auf die Natur angewiesen und respektieren Sie aus genau diesem Grund. Sie nehmen nur, was sie zum Überleben brauchen: Sie hacken Holz für das Feuer, bauen Gemüse, Getreide und Obst an, sammeln Honig aus dem Wald und pflücken Kräuter.
Doch so einfach und harmonisch das Leben hier auf den ersten Blick wirkt, es ist alles andere als leicht. Die Winter sind unerbittlich. Das Flusswasser, unsere einzige Wasserquelle, gefriert. Es gibt regelmäßig Stromausfälle und medizinische Hilfe, besonders für ältere Menschen, die über Zahn- oder Rückenschmerzen klagen, ist meilenweit entfernt. Und trotzdem: Die Menschen hier sind fast schon unverschämt glücklich! Die Wangen der Damen leuchten in einem satten rosa, ihre Augen glitzern, und ihr Lächeln ist ansteckend!
Meine Freunde und Bekannten in Deutschland haben so viel mehr als die Menschen hier: finanzielle Sicherheit, große und warme Häuser, bequeme Arbeitsstellen etc. und doch scheint Zufriedenheit für viele von ihnen schwer erreichbar. Es ist etwas, das ich auf meinen Reisen immer wieder beobachte – und selbst erfahre: Die Menschen, die ein einfaches Leben führen, wirken oft zufriedener als diejenigen, die im Überfluss leben.
Warum scheint es in unserer westlichen Welt so schwer zu sein, glücklich zu sein?
Unser kapitalistisches System spielt dabei eine große Rolle. Besonders in modernen Großstädten, will man dir das Glück in einer glänzenden Verpackung verkaufen. Kosmetika, Beautyprodukte, Kleidung, die letzten Tech-Trends, Deko-Artikel, Fitness-Abos etc. – alles verspricht dir, dich zu einer besseren Version von dir selbst zu machen. Der Kapitalismus ist sehr gut darin unnötige Bedürfnisse in dir zu wecken, indem er dir subtil vermittelt, nicht gut genug zu sein, so wie du bereits bist. Denn nur der Mensch, der mit sich unzufrieden ist, ist ein guter Konsument. Und Konsum ist notwendig, damit die Wirtschaft weiterwächst. Dieser überflüssige Konsum bringt eine neue Herausforderung: Die Sinnsuche.
Wenn Grundbedürfnisse mehr als nur gedeckt sind und man Zeit hat über das eigene Leben zu grübeln, kommen Fragen auf wie: „Was will ich wirklich?“ oder „Was gibt meinem Leben Sinn?“ Diese Fragen können überwältigend sein, vor allem wenn wir keine direkte Antwort darauf haben.
Genau diese Gefühle und Gedanken treiben Menschen aus aller Welt zu uns. Sie spüren, dass ihnen etwas verloren gegangen ist – oft die Leichtigkeit am Leben, Zufriedenheit oder Selbstakzeptanz. Sie sind müde vom endlosen Konsum, der Informationsflut oder der Sinnsuche. Andere wiederum stehen vor wichtigen Entscheidungen oder durchleben große Veränderungen. Die unberührte Natur und der simple Lebensstil in Urgam Valley bietet ihnen eine Auszeit und Ruhe, die sie brauchen.
Die Zeit in den Himalayas bietet einen radikalen Perspektivwechsel auf das eigene Leben. Es ist wie eine Art Therapie, die uns daran erinnert, dass das Leben ein großes, magischen Geschenk ist, dass wir nicht für selbstverständlich nehmen sollten.
Die Himalayas lehren uns, dass weniger tatsächlich mehr ist. Denn mehr lenkt uns oft von den wirklich wichtigen Dingen ab.
Sie haben mich auch gelehrt, Dankbarkeit zu praktizieren. Das mag wie ein Klischee klingen, doch Dankbarkeit hat die Kraft, Perspektiven zu verändern. Sie macht das, was du hast, ausreichend, und verankert dich im Hier und Jetzt. Sie lässt dich den Reichtum erkennen, der in deinen aktuellen Beziehungen, Erlebnissen und sogar Herausforderungen steckt.
„Wer zufrieden ist mit dem, was er hat, ist reicher als der reichste Mann, der nach mehr strebt.“
Es mag überraschend klingen, aber besonders zu sein ist gar nicht so besonders wie wir denken – und das ist wunderbar so! Wir sind unseren Mitmenschen oft ähnlicher als wir glauben wollen. Du musst in nichts der Beste sein und du musst auch nicht deinen Wert dem Universum beweisen. Stattdessen konzentriere dich auf all das, was dein Leben bereits heute bereichert und auf das, was du bereits am besten kannst: Du selbst sein.
Ich hoffe, du kannst die Lehren aus Urgam Valley mitnehmen und fühlst dich von dieser Welt inspiriert! Unsere Tür steht immer offen und wir würden uns riesig freuen, dich persönlich kennenzulernen!
Grüße aus den Himalayas,
Johanna & Sach
Kontaktdaten Johanna
E-Mail:
Webseite: https://johannadehning.com/
Instagram: https://www.instagram.com/itsjohannadehning/
Mehr zum YogMatra Eco Homestay in Urgam Valley
Webseite: https://www.yogmatra.com/urgam-valley-eco-homestay/
Instagram: https://www.instagram.com/urgamvalley/
Dieser Beitrag wurde von Johanna geschrieben.
Kommentare